Jazz und Elektronik zusammenzuführen haben sich die Mitglieder dieses Projektes auf die Fahnen geschrieben. Das ist nicht wirklich neu, aber auf bereits zwei vorangegangenen Scheiben durchaus hörenswert. Von beiden Ufern aus ist ein ständiger Fluss an Ideen zu erkennen, ohne dass dieser als Symbol für eine unüberwindbare Trennlinie steht. Im Gegenteil: Die Brückenbauarbeiten schreiten unentwegt voran. Wie im kryptischen Albumtitel dennoch unschwer zu erkennen, handelt es sich bei diesem Release nicht um neues Material, sondern um Kooperationen mit zum Teil recht weit entfernt lebenden Gästen. Dänische oder argentinische Beiträge stehen in einer Reihe mit dem deutschen max.Ernst-Label. Nicht fehlen dürfen natürlich auch ihre Weilheimer Kollegen von Console, ebenso wie Tied & Tickled ja ein Nebenprojekt der etwas bekannteren The Notwist. Meist klingt es eher entspannt, nur selten darf der Jazz seinem Klischee entsprechen und mit richtig schrägen Grossstadttönen aufwarten. Zum Glück begeht man nicht den Fehler, die Stücke mit Effekten zu überfrachten. Die einzelnen Elemente sind oft noch deutlich zu erkennen, Saxophon und Bass verkommen nicht zu Hintergrundeffekten, sondern tummeln sich deutlich sichtbar auf der elektronischen Wiese. Alles in allem sicher ein sehr kopflastiges Album für die eigenen vier Wände, welches dennoch die nötige Dynamik mitbringt, um es ohne Langeweile von Anfang bis Ende durchhören zu können. Eine gute Gelegenheit für puristische Jazzer wie Elektroniker, um einmal über den Tellerrand hinauszuschauen.
„EA1 EA2 RMX“ von Tied & Tickled Trio erscheint auf Morr Music.