Noch mit seiner letzten CD machte der Sonderling Johnny Dowd den Eindruck eines spinnerten, verspielten Tom Waits-Imitators. Auf dem aktuellen Album zeigt sich Dowd nun von einer sortierteren, konkreteren Seite. Anstatt lediglich obskure und sperrige Ideen anzuhäufen, knarzt sich Dowd auf „Shelter“ durch düstere, intensive Mini-Epen, die zwar die typischen Dowd-Merkmale – nörgeliger Knorrfisch-Gesang und knochentrockener Sound – noch enthalten, aber atmosphärisch wesentlich offener angelegt sind, als die Vaudeville-mäßigen Tracks auf dem Vorgänger Album. Nicht unerheblich trägt zum Erfolg des Unterfangens der Gesang von Kim Sherwood-Caso bei, deren klagende Stimme hier gleichberechtigt neben Dowd’s Brummelbaß steht und diesen auf faszinierende Weise ergänzt. Um das klar zu stellen: „Shelter“ ist weder leichte Kost, noch poppig zugänglich, aber – Offenheit vorausgesetzt – ein ungemein lohnender Trip in die Paranoia eines düsteren Gemüts. Zu komisch, daß sein Drummer Brian Wilson heißt.
„Temporary Shelter“ von Johnny Dowd erscheint auf Glitterhouse/TIS.