Fetish aus Südafrika werden schon mal gerne mit Garbage verglichen. Das paßt aber nur insofern, als daß sie mit Michelle Breeze eine charismatische Frontfrau haben. Musikalisch sind Fetish aber doch ein wenig wagemutiger als die Butch Vig Combo. Die Musik – obwohl sie sich der aktuellen, hippen Techniken bedient – kommt vergleichsweise konservativ und unspektakulär daher, legt wenig Gewicht auf Poppiges, ist aber auf der anderen Seite auch nicht unnötig verkopft. Letztlich bildet der cool arrangierte Soundteppich, in dem sich Keyboards und Gitarren nichts schenken, aber lediglich so etwas wie ein Gerüst, an dem sich Michelle’s Vortrag orientiert. Weit entfernt von jeglichen Klischees intoniert sie düstere Songs, die sich mit körperlichen und seelischen Abhängigkeiten beschäftigen. So intensiv hat schon lange niemand mehr sein virtuelles Tagebuch vertont. Mag sein, daß das z.T. Technik und Fiktion ist, es sticht aber schon aus dem gewöhnlichen Pop-Einerlei heraus und lädt zum Zuhören ein. Fetish gelingt so ein ungewöhnlicher Brückenschlag zwischen Schönklang und Inhalt, den man ansonsten (schon gar nicht bei Garbage) kaum findet.
„So Many Prophets“ von Fetish erscheint auf Virgin.