Szenegröße Bruno Kramm meldet sich wieder zu Wort. Diesmal nicht als Produzent von Atrocity, Iluminis, Sanguis et Clinis, Die Schinder oder als Songwriter von Das Ich, sondern mit seiner eigenen Band Kramm. „Ich wollte ein Album machen, das aus der Lethargie rüttelt, das Kraft spendet, die Menschen tanzen lässt und das schon stark angestaubte Dark Wave Genre neu beseelt“, sagt Bruno Kramm. All das nahm er sich vor als er den Produzentenstuhl mit dem Platz vor dem Mikro tauschte. Das Ergebnis des Rollentauschs: Das Album „Coeur“ ist fast durchweg tanzbar. Die Melodien sind eingängig und einfach, was nicht unbedingt schlecht sein muss. Bei „Coeur“ beschleicht den Hörer jedoch immer wieder das Gefühl, den Song schon irgendwo mal gehört zu haben. Als innovativ oder gar als neue Seele des Dark Wave kann das Album also keineswegs bezeichnet werden. Dem Gesang Bruno Kramms fehlt jeder Ausdruck, keine Emotion ist zu hören. Dabei sollte das Album eigentlich das Lebensgefühl einer partybegeisterten schwarzen Szene wiedergeben. Wenn das Leben als Gruftie genauso langweilig ist wie das Album, warum sind schwarze Szeneläden dann immer rappelvoll? Lichtblicke gibt es dennoch: Bei der Midtemponummer „Ich ahne Dich“ ist ein Duett zwischen Bruno Kramm und Anne Wagner von Obs(y)cre zu hören. Wunderschön reitet der Text auf einem Melodiebogen dahin, der wohl auch zu einem großen Teil das Werk von Schinder-Gitarrist Olaf Martin ist. Ansonsten plätschert das Album vor sich hin. Als Hintergrundmusik zu empfehlen, jedoch nicht zum alleinigen Zeitvertreib geeignet. Es sei denn man überhört den Gesang und konzentriert sich ganz auf die interessanten Texte, die wie auch die Musik aus der Feder Bruno Kramms stammen und alle einem Thema gewidmet sind: Dem Herzen.
„Coeur“ von Kramm erscheint auf Synthetic Symphony/SPV.