Wie hört sich die Scheibe von jemandem an, der seine Jugend als Sohn des Tourdrivers von Rush verbrachte? Wenn das so klingt wie Marmoset, dann gibt es ja noch Hoffnung! Die Band um Jorma Whittaker macht jene Art spröden Alternative-Pop, den man aus der Richtung von Leuten wie den Go Betweens oder Sebadoh kennt. Stilistisch ziemlich unberechenbar und energiemäßig eher filigran eingepegelt schummeln sich Whittaker und seine Jungs durch die neuere Musikgeschichte. Zwar gibt es – s.o. – keinen dinosauriermäßigen Kunstrock à la Rush, aber dennoch hat man immerhin das Gefühl, daß hier Leute am Werk sind, die ziemlich viel Nachdenken, bevor sie zu den Saiten greifen. Insofern kommt die Scheibe denn auch ein wenig zu clever und zu strategisch konzipiert rüber. Immerhin: Da Marmoset nicht ohne Pop-Appeal agieren und sich auch die eine oder andere Hookline findet, ist die Sache nicht hoffnungslos. Wer also auf komplexe, leicht angeschrägte, großteils akustisch konziperte, alternativ angehauchte Folk-Pop-Songs steht, sollte Marmoset mal sein Ohr leihen.
„Record In Red“ von Marmoset erscheint auf Secretly Canadian/Cargo.