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Zenit
Es gehörte schon so einiges dazu, mich an diesem Tag noch vor die Tür zu locken. Ich war krank, fühlte mich elend und hatte dennoch den ganzen Tag renovieren müssen, um zeitplangemäß in meine neue Wohnung einziehen zu können. Couch schafften das und ich fuhr sogar noch die 35 Kilometer nach Dortmund in das gemütlich obskure Cosmotopia, einem Laden, der trotz einiger guter Konzerte im allgemeinen Bewusstsein der Musikkonsumenten nicht so recht als Veranstaltungsort wahrgenommen wird. Umso grösser meine Verwunderung, daß es sogar angenehm gefüllt war. Die Kasse berichtete stolz von 50 zahlenden Gästen. Diese liessen sich in den gemütlichen Loungesesseln oder direkt auf den orientalischen Teppichen nieder, um deutschlands momentan bester Band zu lauschen.
Ganz entgegen der eher heimelig entspannten Atmosphäre lieferten Couch ihren vollen, brachial-präzisen Sound ab. Sehr direkt, sehr laut, die PA war nur Zierde. Die Spielfreude stand ihnen aufs Gesicht geschrieben, die Energie war echt und entlud sich auf das begeisterte Publikum. Ich blieb sprachlos ob der technischen Souveränität, die sich bei dieser Band, anders als bei so vielen anderen, mit Phantasie und physischem Durchhaltevermögen paart.
Die oft repetitiven Muster blieben nicht blosse Wiederholung, sondern steigerten sich, variierten, wurden zum Leben erweckt und wieder eingeschläfert. „Eine Band auf dem Zenit ihres Schaffens“, dachte ich immer wieder und wüßte gerne, ob ich recht behalte. Hoffentlich werde ich vom Gegenteil überzeugt, indem Couch noch weitere so tolle Platten und Konzerte machen.
