Natalies Problem war, daß sie vom Erfolg ihres Songs „Torn“ schlicht und ergreifend überrollt wurde. Angesichts der überwältigenden Übermacht von „Torn“ interessierte sich niemand dafür, daß sie eher Songwriterin als Pop-Königin ist und live lieber rockt als zu Playback tanzt: Die ganze Welt wartete gierig auf eine neues „Torn“. Zum Glück gibt es das auf dieser Scheibe nicht, wohl aber einen Track mit demselben Potential: „That Day“, der Opener, ist ein brillianter Brückenschlag zwischen Rock-Attitude, Songwriter-Ästhetik und Pop-Appeal. Zwar scheint die ganze neue Scheibe so gedacht gewesen zu sein (kein Stück mag sich eindeutig zu einer bestimmten Richtung bekennen), allerdings gelingt dies nur Ansatzweise. Was wohl daran liegt, daß niemand die Arrangierwut der Produzenten gebremst hat. Wie schön wäre es, einmal ein Imbruglia Album OHNE Pop-Bombast zu Hören zu bekommen – nur Gitarre und Stimme. So aber bietet „White Lillies Island“ nur Momente, die aufhorchen machen. Vorzugsweise jene, wo der Bombast zurückgefahren wird, oder aber wo aufs Gaspedal getreten wird. Es ist bei weitem kein schlechtes Album geworden, nur eben auch kein herausragendes.
„White Lilies Island“ von Natalie Imbruglia erscheint auf BMG.