Platte der Woche KW 11/2002
Eine Band verfolgt ihre Spur. Sie heißt …Trail Of Dead und versucht „auf der gemeinsamen Basis ihres Interesses für Gesang, Kunst und die Wissenschaft, der Lehre vom Menschen, der Anthropologie, die These der sog. anthropologischen Einheit zu entweder verifizieren oder negativieren.“ So weiß die Plattenfirma die Idee der Band auf den Punkt zu bringen. Schön, wenn vier junge Männer derartige Visionen teilen. Und noch schöner ist es, daß sie musikalisch so überraschend umgesetzt werden. Wer sich gerne mit ähnlich anspruchsvollen Fragen beschäftigt wie diese Texaner, wird vielleicht auf „Source Tags & Codes“ eine Antwort finden.
Daß zumindest viele Gitarrensounds eine Einheit bilden können, erschließt sich auch ohne Tiefen philosophische Hintergedanken. So findet die Musik von TOD ein erstaunliches Gleichgewicht zwischen dem Indierock der 1980er und 90er Jahre und dem, was sich heutzutage Emo nennen darf. Ein wenig scheint auch das durchzudringen, was der Black Rebel Motorcycle Club zur Zeit praktiziert. Allerdings sind sich TOD bewußt, daß gut geklaut eben nur halb gewonnen ist. „Source Tags & Codes“ ist etwas ganz eigenständiges, nicht zu ungeschliffen, nicht zu klinisch und niemals zu gefällig. Die Wechselbäder, die sich beim Hören eröffnen, haben die logische Konsequenz, daß nie auch nur ein Anflug von Berechenbarkeit eintritt. Zornig rocken, wie in „Homage“, nachdenklich wie in „Relative Ways“, auf intelligente Weise poppig und nett sein wie in „Baudelaire“ oder dem großartigen „Heart In The Hand Of The Matter“ – das alles kann diese Platte auf glaubwürdige Weise. Man versteht, warum diese Band ihre Sache genauso macht, wie sie sie macht und daß sie damit genau richtig liegt.
„Source Tags & Codes“ von …And You Will Know Us By The Trail Of Dead erscheint auf Interscope/Universal/Motor Music.