Connor Oberst hatte mit seinem Projekt Bright Eyes bereits seit einiger Zeit auf sich aufmerksam gemacht und wurde – auch an dieser Stelle – immer wieder wohlwollend zur Kenntnis genommen. Der eigensinnige Songwriter mit Hang zu ausgefallen fast panisch wirkenden Arrangements war schon als Teen in der Alternative Szene aktiv und hatte bald verschiedenes auf dem eigenen Label veröffentlicht. Und auch das neue Projekt Desaparecidos erreicht uns über Wichita-Recordings / Saddle Creek.
Wer glaubt, Name der Formation und Titel der Veröffentlichung seien ein Hinweis darauf, daß hier eine Annäherung an die mexikanische Grenze stattgefunden hätte, irrt sich. „I’m overflowing with ambition but I gotta keep in mind the bottom line is the dollar sign“ wird da an einer Stelle erkannt, und das hat sich der Autor offenbar zu Herzen genommen. Was generell keinesfalls verdammenswert ist und bei manchem eher schwer zugänglichen Act durchaus von Vorteil war, läßt den eigentlich viel versprechenden Oberst aber leider eher ins Mittelmaß zurückfallen. Was zu hören ist, paßt so gut in die Schublade Alternative Rock, daß diese hier einfach mal gezogen werden muß. Durchweg treibende, verzerrte Stromgitarren in Rhythmus und Melodie, eher unauffälliges Georgel dazu, Baß und Schlagzeug rocken und immer wieder ist der Wille zur schrägen Hymne zu erkennen. Allein der aufbegehrende Gesang, gelegentlich nahe der Grenze zur Hysterie, erinnert an die seltsamen und eigentümlichen Songs aus früheren Zeiten.
„Read Music / Speak Spanish“ von Desaparecidos erscheint auf Wichita Recordings/EFA/Clearspot.