Ein verspätetes Ostergeschenk für alle Savatage-Fans, die „Poets And Madmen“ weder poetisch noch verrückt, sondern wie unsereinerwelcher schlicht mist-raten finden, und für welche die Rockopern „Streets“, aber auch die Orchesterpassagen von „Dead Winter Dead“ reines, ungetrübtes Wonnezittern bedeuten. Brothers and Sisters: Here’s more! In den USA sind TSO längst hochverdient ein Major Act, wo eine Besetzung aus allen Savatagelern – übrigens inclusive des gottvollen Ex-Sängers Zacharias „Zak“ Stevens – und nunschonwiedernichtmehr-Megadeth-Gitarrist Al Pitrelli benebst einem 60köpfigem Symphonie-Orchester schon über 200.000 Zuschauer beglückt haben sollen. „Beethoven’s Last Night“ steht als drittes Kapitel einer Trilogie im Gefolge von „Christmas Eve And Other Stories“ und „The Christmas Attic“, enthält ähnlich starkes Material und macht verschärft glücklich.
Über die Texte im prächtig ausgestatteten Dick-Booklet sollten übrigens geistes- oder gar literaturwissenschaftlich vorbelastete Metalfans (jaja, auch solche Schicksale und Randgruppen soll’s geben) einen grossen Bogen machen, denn DAS macht garantiert unglücklich, handelt es sich beim Libretto doch um eine eher krude Einsumpfung von Christopher Marlowe’s (Zeitgenosse von Shakespeare) „Doktor Faustus“ mit des ollen Goethens „Urfaust“ auf Bonner Luggi Beethovens Bonner Verhältnisse. Aber erlaubt ist in dem Bereich (speziell bei unseren amerikanischen Freunden) ja, was gefällt. Und wie gesagt: Die Musik ist gar sehr wundervoll. Da zieht sich ähnlich wie bei „Streets“ oder „Wake Of Magellan“ dieses herrlich simpel gesanglich und kraftvoll angelegte Pianogerüst durch noch die komplexesten Songstrukturen, da singt sich „Mountain King“ und Altmeister Jon Oliva (wieder als Versucher Mephistopheles) eine Olive ab, da zeigt Zak Stevens (in der Rolle einer der Musen!) allen bislang gewesenen Sav-Sängern, was eine Nuklearharke ist, und da sind nicht zu vergessen die „Mondscheinsonate“, „5. Symphonie“ und „Für Elise“ des Altmeisters, die alle kongenial eingebaut sind in diese atemberaubende Mischung aus Kleingeist und Genie, aus Metal und Hochklassik.
„Beethoven’s Last Night“ von Trans-Siberian Orchestra erscheint auf Wilde Child/SPV.