Balsam für alle durch die Nachricht von Neal Morses Ausstieg erschütterten Spock’s Beard-Fans: Taschentücher beiseitegelegt und „Coming Through“ des Beard-Keyboarders Okumoto aufgelegt – so kann man in der Tat durchkommen. Um so mehr, als der charismatische Morse hier noch das Titelstück eingesungen und insgesamt vier der acht Songs mitkomponiert hatte.
Der frühere Kitaro-Tastenmann Okumoto veröffentlicht bereits seit ’80 Soloalben unter seinem Namen, es handelt sich also hier keinesfalls wie beim aktuellen Output von Flower Kings-Pianist Bodin um ein etwas abstandslos in der Art von „Jetzt will ich mich aber auch mal mit einer Platte verwirklichen“ ausgestülptes musikalisches Tagebuch. „Coming Through“ ist eine sehr abwechslungsreiche, ungemein hörbare und durchdachte Platte geworden, schon weil der Japaner bei nahezu jedem Song irgendeine clevere Gästelist ergriff: So lebt „Highway Roller“ von der unverwechselbaren „Voice of Rock“ des Glen Hughes, „Slipping Down“ wird von Totos Bobby Kimball beseelt, Gitarrenparts haben u.a. Steve Lukather und Michael Landau beigesteurt und so weiter. Von den erwähnten rock’n’rolligen bis power-poppigen, fast radiotauglichen Songs stechen vier Nummern erheblich ab: Die Jazzrock-Showpieces „Free Fall“ und „Godzilla Vs. King Ghidarah“, die so auch auf einer Planet X-Platte hätten stehen können. Die stille Piano/Synth-Meditation „The Imperial“. Und Okumotos Magnum Opus, das knapp zwanzigminütige „Close Enough“, braucht sich gar hinter wenig auf spockbärtigen Releases verstecken. Só machen Keyboarder-Soloalben noch richtig Spaß.
„Coming Through“ von Ryo Okumoto erscheint auf InsideOut/SPV.