Die Veröffentlichungspolitik des Fat Possum Label erweist sich immer mehr als würdige Fortsetzung der Traditionen, die mit Harry Smith und den Lomaxes begannen: Der Erhaltung audiophiler Schätzchen, die ansonsten im Wirrwarr der Geschichte verloren gingen. Joe Callicott war einer der alten Blueser, die sich nie einen Kopf um Stile, Moden oder sonst irgendwas machen mussten (außer vielleicht darüber, woher er das nächste Abendessen nehmen sollte). Und so spielt der Mann, der in den 30er Jahren seine eigentliche Karriere hatte (die indes nur mit zwei Tracks tontechnisch dokumentiert wurde) denn auf diesem Dokument von 1968 (damals war Callicott bereits 67) ziemlich unbekümmert drauflos. Die simplen Tonfolgen seiner Songs kennt man von unzähligen anderen Scheiben dieser Art, aber Joes soulvoller Gesang lässt aufhorchen. Vom Ton her dem heiteren Gemüt eines Mississippi John Hurt entsprechend, mit einer Prise Folk à la Leadbelly versehen und mit jeder Menge guter Laune croont sich Callicott durch eine Sammlung unspektakulärer, aber zu Herzen gehender traditioneller, akustischer Blues Nummern. „Sounds pretty good?“ – seine während des Vortrags des öfteren eingefangene Trade-Mark-Frage wird hier eher zum rhetorischen Gag. Eine Scheibe wie diese könnte vielen Nachgeborenen einen Weg zeigen, aus ihrem verkrampften und bierernsten Umgang mit dem Medium Blues herauszufinden.
„Ain’t Gonna Lie To You“ von Joe Callicott erscheint auf Fat Possum/SPV.