In der Brust des bulgarischen Multitalents Nikolo Kotzev, Komponist und Hauptmusiker bei Brazen Abbot, schlagen mindestens zwei musikalische Taktgeber. Das komplexe, opernhaft-ausufernde davon hat seinen zahlreichen Fans unlängst das kaum noch zu überbietende, gleichnamige Konzeptwerk zu dem sagenumwobenen Seher Nostradamus beschert. Brazen Abbot steht – im direkten Vergleich gesehen – da mehr für Mainstream-rockige Hausmannskost, die fast immer frappierend nah bei Kotzevs größter Inspiration steht: Richie Blackmore’s Rainbow der Phase mit Joe Lynn Turner am Mikro. Kunststück, macht just der sich ja auch hier wieder zu schaffen, wie schon auf vorherigen Alben des „dreisten Abtes“. Bei Stücken wie „Slip Away“, wo die Hammond-Orgel sogar das Original-Riff des Rainbow-Klassikers „Starstruck“ umspielt, scheint geradezu die Zeit stillgestanden zu haben.
Weitere wichtige Akzente setzen auch Goran Edman (ex-Malmsteen) sowie vor allem der ungemein talentierte Hansdampf an allen Mikroständern, Jorn Lande (Company Of Snakes, Masterplan). Dessen auch zu bluesigen und souligen Zwischentönen fähige, erotische Interpretation rettet Titel wie „Mr. Earthman“ vor der Belangarmut von AOR-Autofahrhintergrundmusik, die anderen Stücken dieses Abums leider hörbar im Nacken sitzt.
„Guilty As Sin“ von Brazen Abbot erscheint auf SPV.