Adam Pierce gehört zur Riege der intellektuellen Bastler. In regelmäßigen Abständen schließt er sich in sein New Yorker Studio ein, um an erstaunlichen musikalischen Amalgamen zu brauen. Das Ergebnis seiner nunmehr fünften Studioklausur ist – wie der Titel signalisiert – von musikalischen Anleihen brasilianischer Provenienz geprägt. Insbesondere die etwas holpernde, sambaverwandte Percussion, die mal gezupfte, mal geschlagene klassische Gitarre und manche federleichte Melodie sind sozusagen südamerikanische Souvenirs. Wirklich brasilianisch klingt die Platte allerdings beileibe nicht, was daran liegt, dass die Exkursion in die Gefilde von Folklore und Weltmusik nicht dem weltgewandten zitieren dient, sondern als Anstoß für postrockige Experimente dient. Ein wenig erinnert das Ergebnis an Jim O’Rourkes Eureka, tatsächlich hat der Chicago-King auch schon auf früheren Veröffentlichungen des Projekts mitgetan. Trotz aller intelektueller Lust am deklinieren entsteht aus der Vielzahl der Zutaten am Ende eine ziemlich verspielte Kollektion an Songs und Instrumentals und die gesampelten Akustikinstrumente befördern die im Grunde elektronische Musik stets in einen ästhetisch anregenden Schwebezustand zwischen trockener Berechnung auf der einen und Kitsch anderen Seite. Aber keine Angst, unangenehme Nebenwirkungen bleiben aus, vielmehr wird hier ein erweiterter Popbegriff vorgestellt.
„Obrigado Saudade“ von Mice Parade erscheint auf FatCat/Indigo.
