Proto-Kaw sind „qasi gewissermaßen irjenzwie“, wie wir hier im Rheinland sagen, die einzelligen Vorstufen der später zu Stadionrockmonstern ausgewachsenen und noch heute die Messmertee-Reklame (mit „Dust In The Wind“) aromatisierenden Kansas. Schon die vor zwei Jahren von Kerry Livgren exhumierten, mit modernem Material aufgepeppten Uraltaufnahmen „Early Recordings From Kansas“ konnten schlagend beweisen, dass die Protozoen den Vergleich mit der heutigen Endform gar nicht immer scheuen müssen. „Before Came After“ nun dreht den Spieß um: Komponist, Gitarrist und Pianist Livgren hat mit seinen alten Spießgesellen ein Album geschrieben und eingespielt, das um Längen mehr überzeugt, als etwa der letzte Kansas-Output „Device Voice Drum“. Das liegt neben den märchenhaften (typisch Livgren!) Melodien auch an den zugegeben teils ausufernden, aber wunderbaren Arrangements, einer Orchestration mit u.a. Querflöte und Saxophon. Insgesamt erinnert vor allem durch Lynn Merediths enorm erstarkten Gesang „Before“ nicht so sehr an Kansas als vielmehr an Livgrens stärksten Output überhaupt, das leider gotteslästerlich schwer erhältliche „Seeds Of Change“, sein erstes Soloalbum, wo er mit Ronnie James Dio, Barriemore Barlow, Phil Ehart, Robby Steinhardt, Mylon LeFevre, vor allem aber David Pack (Ambrosia) am Gesang und Stücken wie dem heute arg prophetisch klingenden „Waiting For Ground Zero“ (wenig beachtete) Musikgeschichte schrieb. Mehr davon! Anspieltipp: „Axolotl (For Lack Of A Better Name“).
„Before Became After“ von Proto-Kaw erscheint auf InsideOut/SPV.