Don’t try this at home – und kaufinteressierte Leser, die selbst Gitarre spielen, sollten – so sie nicht ausserordentlich abgebrüht sind, von dieser Doppel-DVD vielleicht auch lieber die Flitzefinger lassen, da ansonsten Heulkrämpfe, ungläubiger Kopfstüttelstarrkrampf und schließlich der Gang zum Pfandleiher drohen können, um das eigene Instrument zu versetzen. Denn dieses Medium nutzt sämtliche Möglichkeiten perfekt aus, die Ausnahmebegabung eines der besseren Gitarristen unserer Tage ins rechte Licht & Ton zu rücken.
DVD 1, überhaupt Vais erste Live-DVD, reproduziert auf rund zwei Stunden Highlights der Konzerte im Astoria zu London vom 06. und 07.12.01 (vgl. ausführliche Konzertbesprechung m. schnuckliger Fotogallerie zum Köln-Gig am 13.12.01 auf Gaesteliste.de). Der ehemalige Zappa-Gitarrist tourte zu jener Zeit, um sein aktuelles „Alive In An Ultra World“-Doppelalbum zu promoten und hatte eine Besetzung dabei, die ausnahmsweise das Label „All Star“ tatsächlich verdient: Billy Sheehan (u.a. Mr. Big, Niacin, Talas, David Lee Roth) an Bass, Baritongitarre und Gesang%3B Spitzen-Gitarrist / Keyboarder Tony MacAlpine sowie Schlagwerker Virgil Donati von Planet X sowie als dritter Gitarrist Dave Weiner. Der besondere Pfiff dieser Konzertkonserve liegt in einer Setlist, die etliche selten und von dieser Truppe hier erstmalig live gespielte Titel vereint. Besonderen Eindruck hinterlassen etwa: „Blue Powder“, „Shyboy“ (Roth), „Chameleon“ (von Sheehans Solowerk „Compression“), aber auch das Hendrix-Set, bestehend aus „Fire“ und „Little Wing“ sowie natürlich die Solo-Austob-Spots wie „Tony’s Solo“ oder „Dave’s Party Piece“. Persönliche Favoriten bleiben die ungemein „gesanglichen“ Gitarrenballaden, mit denen Vai u.a. berühmt geworden ist, etwa „For The Love Of God“.
DVD 2 bringt gern gesehene, aber auf diesem Medium immer noch nicht selbstverständliche Boni wie Interviews, ausführliche Bios der beteiligten Künstler sowie die vollständige Vai-Diskographie. Mehr als nur ein Bonus sind die „Los Angeles Rehearsals“, abgefilmte Proben, die teils aufregende Fassungen von Vai-Kompositionen bringen. Weitere Goodies der DVD sind ein 5.1 Surround, der den Namen verdient sowie die Möglichkeit, Kommentare von Vai parallel zum Konzert zu verfolgen. Vorbildlich gemachtes Teil, das es insgesamt auf knapp vier Stunden Laufzeit bringt.
„Live At The Astoria, London“ von Steve Vai erscheint auf Favored Nations/Rough Trade.