Hinter diesem mediterran anmutenden Namen verbirgt sich ein Projekt, das es in sich hat. Chris Hicken, ein in New York gestrandeter Engländer – seines Zeichens Bartender, was wiederum „Cantinero“ heißt – ist einer jener Musiker, die die oft durch anhaltende Erfolglosigkeit sich aufbauende Ernüchterungsschwelle bereits hinter sich gelassen hat und nun – nachdem sein ehemaliges Bandprojekt Bigmouth ebenso grandios wie unauffällig gescheitert ist – unbeschwert wieder auftrumpfen kann. Nach dem kreativen Burn Out halfen ihm gute Freunde mit dem Tipp, es doch mal in Heimarbeit zu versuchen, wieder auf die Beine und das Ergebnis ist die vorliegende Scheibe. Hier nun erweist sich Hicken als wahrer Ein-Mann Beatle, der es schafft, seine überquellenden Ideen mit charmantem Touch in Abbey Road Manier zu einem einheitlichen und immer spannenden Kleinpopkunstwerk zusammenzuschrauben. Da Hicken vor allen Dingen „richtige“ Instrumente verwendet, käme man kaum auf die Idee, dass hier ein Heimfrickler am Werke ist – zumal Hicken Ideen und Einfälle für mindestens vier hat – und doch ist es so. Anders als viele Projekte dieser Art verlässt sich Hicken nämlich nicht auf die technischen Möglichkeiten seiner Aufnahmegeräte, sondern bloß und alleine auf seine Songs – und diese können sich mit den besten des Genres durchaus messen, wobei Hicks alles einfließen lässt, was ihm musikalisch so gerade in den Sinn kommt: Reggae, Blues, Pop, Latin – gerade so, als habe er bei geöffnetem Fenster komponiert. Auch wenn die Scheibe zuweilen ein wenig melancholisch klingt – was eingedenk o.a. Entwicklungsgeschichte nachvollzogen werden kann: Unter dem Strich ist dies eine der schönsten Schmelztiegel CDs der letzten Zeit.
„Championship Boxing“ von Cantinero erscheint auf Artemis/Rough Trade/Rykodisc.