Platte der Woche KW 23/2004
Die wahre Größe einer Künstlerin von der Statur PJ Harveys kann sich eben auch darin äußern, dass diese sich nicht etwa weiter entwickelt, sondern vielmehr bewusst einen Schritt zurück tut, um sich der eigenen Basis wieder zu nähern. Nachdem die letzte Scheibe, „Stories From The City, Stories From The Sea“ noch ein Musterbeispiel in Sachen High Profile Alternative Rock war (mit allen Ecken und Kanten zwar, aber auch mit Gaststars wie Thom Yorke und Songs, die chart-tauglich waren) ist „Uh Huh Her“ wieder ein Harvey-typisches, musikalisches Warzenschwein geworden. Mit beinahe minimalistischem Ansatz, der zuweilen an ihre großartige Demo-Sammlung erinnert, arbeitet sich PJ durch eine Sammlung klaustrophobischer, katatonischer Schmirgel-Oden, die sich in ihrer desolaten, aber auch kraftvollen Natur mit den besten des Genres messen können. PJ Harvey spielt auf dieser Scheibe alle Instrumente außer den Drums selber und tut eigentlich nichts, um in irgendeiner Weise von den Songs abzulenken. Es gibt also keine großartigen Riffs, Melodien oder gar Arrangements, sondern bloße, pure Atmosphäre. Das reicht allerdings vom zerstörerischen Sound-Overkill bis hin zur sanften Akustik-Ballade (die indes nur eine Minute dauert). In ihrer Wirkung unterscheidet sich diese Scheibe dabei nicht wesentlich vom Ansatz – sagen wir mal – der besseren Sonic Youth- oder Yo La Tengo-Momente, außer dass hier nun eben mal die starke Persönlichkeit von PJ Harvey im Zentrum steht. Auch „Uh Huh Her“ reiht sich somit nahtlos ein in die Reihe der eigenwilligen, quersitzenden und deswegen typischen PJ Harvey-Meisterwerke.
„Uh Huh Her“ von PJ Harvey erscheint auf Island/Universal.
