Platte der Woche KW 36/2004
In einer perfekten Welt wäre Robert Pollard spätestens nach „Alien Lanes“ zum Superstar geworden, der im Rock-Olymp zusammen mit John Lennon, Brian Wilson und Michael Stipe himmliches Ambrosia schlürfen würde. Nur kam alles ganz anders…
„Half Smiles Of The Decomposed“ ist ein weiteres Guided By Voices-Album. Dass es natürlich grandios ist, versteht sich für die Eingweihten fast von selbst. Der einzige Unterschied besteht in der tödlichen Gewissheit, dass es das letzte ist, was wir nach knapp zwanzig wunderbaren LoFi-Indierock-Jahren und ungefähr genauso vielen Besetzungen von Guided By Voices hören werden. Es musste wohl so sein.
Wenn man sich das Abschiedswerk so anhört, kommt Wehmut auf, denn der Abschied versteckt sich hinter jedem Grundrauschen, und er wird umso allgegenwärtiger und trauriger, je mehr man sich vergegenwärtigt, wie gut diese Band eigentlich war und wie groß sie hätte sein müssen. Wer es bisher nicht glauben wollte, der soll sich „Window Of My World“, „Girls Of Wild Strawberries“ und „Tour Guide At The Winston Churchill Memorial“ anhören, danach alle seine Built To Spill-Platten verkaufen und leise eine Träne vergießen.
Was bleibt, ist ein Haufen Platten, Erinnerungen an Konzerte und die Hoffnung auf Robert Pollards Solo-Alben. In einer perfekten Welt gibt es keine Reunions, bei Guided By Voices sowieso nicht.
„Half Smiles Of The Decomposed“ von Guided By Voices erscheint auf Matador/Indigo/Beggars Group.