Das ist jetzt ausnahmsweise mal keine der zuletzt dann doch zu beliebig unters Volk gebrachten Live-Mitschnitte aus der Spätphase des traurigen Barden, sondern – ganz im Gegenteil – der erste verfügbare dokumentierte Auftritt. Natürlich erlebt man hier einen vielversprechenden Songwriter in der Entstehung – und obwohl die meisten Tracks der Scheibe Blues-Cover sind, noch dazu einen gar nicht traurigen! Am Anfang seiner Karriere schrieb Townes, wenn er nicht beeindruckend realistisch Hank Williams emulierte oder eine messerscharfe Blues-Gitarre spielte, nämlich zunächst lustige Lieder – weil das bierselige Publikum danach verlangte. Das einzige Townes-typische Stück – „Black Crow Blues“ – lässt dabei allerdings bereits erkennen, wohin die Reise später einmal gehen sollte. Trotzdem: Aufgrund des ungewöhnlichen (und letztlich auch beliebigen) Repertoires und der umstandsbedingt dürftigen Tonqualität ist diese Scheibe eher etwas für Komplettisten.
„Live At The Jester Lounge, Houston Texas, 1966“ von Townes Van Zandt erscheint auf Normal/Indigo.