Nominell läuft Sean Costello unter „Blues“. Was der junge Herr, der sich bereits als Lead Gitarrist für die Emmy-gekrönte Susan Tedeschi sein Brot erwarb, hier auf seiner dritten CD vorlegt, geht jedoch ein wenig über dieses eng eingegrenzte Gebiet hinaus. Costello mag neben dem Blues den Swing, Rhythm & Blues ebenso wie den Soul – und dort dann wieder die Memphis-Variante (inkl. Bläsern). Und so gibt es hier denn einen ziemlich heißen Südstaaten Mix, in dem Seans eigene Songs ebenso bestehen, wie die sorgsam ausgewählten Cover-Versionen von Dylan („Simple Twist Of Fate“), Johnny Guitar Watson und Al Green. Zwar ist Costello von Haus aus Gitarrist, legt aber hier mehr Gewicht auf das Songwriting, die Arrangements und die Performance als darauf, etwa sein Können mittels langweiliger Soli vorzuführen. Costello erfüllt das Genre mit durchaus traditionellen Mitteln mit neuem Leben und dank seiner ausgezeichneten Songs, dem sicheren Gefühl für das Vermischen verschiedener Stile und der spürbaren Begeisterung im Vortrag lässt es viele Elaborate dieser Art deutlich hinter sich. (Bezeichnenderweise auch jene der bekennenden Traditionalistin Tedeschi.) Das ist auch gut so, denn der Blues braucht nach dem Wegsterben der alten Garde frische Impulse wie solche.
„Sean Costello“ von Sean Costello erscheint auf Rykodisc/Rough Trade.