„Even in the quietest moments“ wäre man ohne Vorabinfo nicht darauf gekommen, dass bei dieser Band zwei Mucker von Supertramp (und einer von der Brian Setzer Band und ein Gast von der Ringo Starr Allstar Band) zugange sind. Denn selten noch hat man auf diesem spieltechnischen Niveau derart entspannte, gutgelaunte Grenzgängerei zwischen Blues und Jazz erlebt. Wo andere, die beide Spielarten beherrschen, wie z. B. Scott Henderson, stets immer wie mit dem Messer zwischen den Zähnen bis zur Verflüssigung der Seiten abfrickeln müssen, um allen Lagern ihren überlegenen Status zu beweisen, scheint sich Mr. Verheyen geschworen zu haben, nie mehr etwas zu übertreiben und keine Saitenhexer-Beweise mehr nötig zu haben – die hat er nämlich schon bei u.a. Dan Siegel, Stanley Clarke, Dave Grusin, Little Richard, Glenn Frey, Cher und – genau! – eben den Supertrampeln abgeliefert. Mit einem offenem, offensichtlich wirklich von innen kommendem Lächeln steht er einfach da, interagiert mit seiner gottvollen Band, auch ein wenig scheu mit dem Publikum, auf das zu er eine enorm flüssige Tonwelle nach der anderen aus seiner Stratocaster tanzen lässt. Sein Stimme scheint mehr für Soul als für harten Blues gebaut, gefällt aber im gegebenen Kontext ebenfalls sehr.
Seine Band besteht aktuell aus Cliff Hugo an fünfsaitigem Bass, schlohweißen Haaren und ebenfalls tiefer Heiterkeit (Supertramp, Manhattan Transfer), einem enorm quirligen Bernie Dresel am Schlagwerk (B. Setzer) sowie als Gast bei zwei Stücken Jim Cox an der Hammond B3.
„Down Like Hail“ ist ein einfach schöner, federnder Blues, „Slingshot“ führt über ein sphärisches Slide-Intro in eine Bluespop-Nummer, die ohne Verheyens brennende Leads vielleicht zu süßlich wäre%3B „Revival Downs“ ist ein drahtiger Bluesrocker%3B „No Walking Blues“ offeriert neben akustischem Country Picking auch ein Bass-Solo der Meisterklasse%3B das humorige Instrumental „Maggie’s Ladder“ bringt lautmalerischen, bluesgefärbten Jazzrock mit wunderbaren Bendings. Einsamer Höhepunkt des Albums ist „Highland Shuffle“ mit einer dieser Melodien, welche man nach nur einmaligem Hören auch dann nie mehr vergessen würde, wenn der Meister hier kein virtuoses Tapping-Feuerwerk über eine „schottische“ Phrase abbrennen würde. Was er aber tut.
Zur DVD: Diese bringt ohne viel Spirenzchen und Beiwerk das abgefilmte Konzert in 16:9-Bild und 24-Bit-Ton (dennoch eine Hauch zu höhenarm geraten). Amüsant bis hilfreich sind die Zugaben aus Probenraum und Behind The Scenes (einschließlich Sound-Tipps der Musiker), eventuell verzichtbar die Photo-Galerie.
„Live In L.A.“ von Carl Verheyen Band erscheint auf Provogue/Rough Trade/Mascot.