Karin Clercq singt zwar französisch, stammt aber aus Belgien und hat insofern den Vorteil, dass sie sich nicht ganz so streng auf Francoise Hardy oder Serge Gainsbourg berufen muss, wie das ihre gleichaltrigen französischen Kolleginnen für gewöhnlich tun. Und so ist diese Scheibe – unter tätiger Mithilfe ihres musikalischen Partners Guillaume Jouan – eine bemerkenswert leichtfüßige, nach belgischer Tradition abwechslungsreiche und unvorhersehbare Pop-Scheibe geworden, der man die Liebe zum Chanson zwar noch anhören kann – es sich aber keineswegs aufdrängt. Das liegt unter anderem daran, dass Guillaume Arrangements auffährt (und mit Elektronik, Beats und vorwiegend akustischen Gitarren durchsetzt), die sich nicht unbedingt an französischen Traditionen orientieren, sondern weltoffen in alle möglichen Richtungen schielen – gerne auch mal in die USA. Ebensowenig übrigens, wie die angenehm eingängigen Melodien, die sich Karin dazu einfallen lässt. Dazu singt sie mit klarer Stimme und auf assoziative Weise weniger über das, was nach der Liebe so alles kommt, sondern eher über jenes, was dazu führte, dass diese besagte Liebe „fertig hat“. Auch wenn der Inhalt also eher kontemplativ erscheinen mag: Die Musik ist es nicht. Ganz im Gegenteil: Als moderne Pop-Scheibe macht „L’amour“ eine außerordentlich gute Figur.
„Après L’amour“ von Karin Clercq erscheint auf Pias.