Der Mann hat’s drauf! Grayson Capps aus New Orleans grast auf seinem aktuellen Album souverän das ganze Americana-Genre (und mehr) ab. Da gibts Rocker mit Jimi Hendrix Gitarre, polternden Blues Rock, Gospel mit Nick Cave Ästhetik, luftigen Sommer-Pop, wie ihn auch Jack Johnson nicht besser hinbekommen hätte, satt groovenden Funk, atmosphärischen Appalachen Folk, akustischen Blues mit Harp, Dobro und Slide Gitarre und klassische Akustik-Songs in der Tradition von Townes Van Zandt. Und all das klingt, als hätte Capps jeden dieser Stile erfunden und nie etwas anderes gemacht. Dass es ihm dennoch gelingt, der Scheibe einen eigenen Stil und Charme zu verleihen, liegt einerseits an seiner angenehm grummelnden, rauchigen Gesangsstimme und andererseits an der Selbstverständlichkeit, mit der er jedes Stück zu seinem eigenen macht – Querverweise hin oder her. Das ganze wurde soundmäßig auf den Punkt gebracht von Trina Shoemaker, der sich ja mit Sounds dieser Art auskennt und weiß, wie man organisches Material am besten in Szene setzt. Das ausgeglichene Gesamtbild wäre indes alles nichts ohne Capps‘ Persönlichkeit und seine Fähigkeit, stilübergreifend glaubhafte Geschichten zu erzählen. Das ist eine bodenständige Americana Scheibe, bei der das Klischee nicht zu Falle, sondern zur Chance wird, die Grayson Capps geschickt zu seinen Gunsten auszunutzen weiß.
„If You Knew My Mind“ von Grayson Capps erscheint auf Hyena/Rough Trade.