Man kann es schon am gelben Label erkennen: Dies ist wieder eine jener Elvis-Scheiben, die den Meister von seiner „ernsthaften“ Seite zeigt. Denn auf diesem Live-Mitschnitt vom North Sea Jazz Festival spielt er begleitet von Steve Nieve und mit großem Orchester – aber ohne Gitarre. Die Scheibe liegt dabei in der Tradition seiner Alben „North“ und „Il Sogno“ (Auszüge hiervon gibt es auf einer Bonus CD zu hören) – mit einem kleinen Unterschied: Hier gibt es nämlich kein neues Material, sondern – neben wenigen sorgsam ausgewählten Cover-Versionen – die besten Songs des kleinen Mannes in vollkommen verändertem Umfeld zu hören. Und das bekommt diesen Versionen außerordentlich gut. Zwar hat Elvis immer schon Stücke geschrieben, für die sich Interpreten aus anderen Genres interessieren (wie z.B. das auch hier vertretene „Almost Blue“, das sogar Chet Baker inspirierte), aber es sind vor allen Dingen jene Tracks, die man mit Orchester, Jazz oder Blues nicht auf den ersten Blick in Verbindung gebracht hätte, die hier in neuer Form aufblühen. Bei Power Pop Juwelen wie z.B. „Clubland“ oder „Watching The Detectives“ zeigt Costello dabei gleichermaßen die im Alter hinzugewonnene Jazz-Sensibiltät wie dessen Übersicht über die Möglichkeiten, die sich durch die radikale Umformung des Materials ergaben. Besonders erstaunlich: Trotz des eher ungewohnten Umfeldes behält der Vortrag Biss und Druck. Hier kann man wirklich die Stücke und den Interpreten von einer ganz neuen Seite erleben. So etwas zeichnet den wahrlich großen Künstler aus. Und zum Schluss macht dann auch „Gid Give Me Strenght“, jenes Stück, das Costello mit Burt Bacharach für den Film „Grace Of My Heart“ schrieb, einen ganz neuen Sinn.
„My Flame Burns (Live With The Metropole Orkest)“ von Elvis Costello erscheint auf Deutsche Grammophon/Universal.
