Spätestens, seit es Frank Sinatra mit seinen „Duets“-Alben noch im hohen Alter gelang, seine Karriere mit der Kunst des Wechselgesangs glaubwürdig zu revitalisieren, muss jeder Künstler, der etwas auf sich hält (und sich zu den ganz Großen zählen lassen will), auch irgendwann ein solches Album mit Duetten aufnehmen. Das weiß auch Mark Knopfler, und der holte sich die vielleicht beste Duettpartnerin der letzten 35 Jahre ins Boot: Als Solokünstlerin hat Emmylou Harris es hierzulande nie zu großem kommerziellen Ruhm gebracht, in Amerika gilt sie dagegen als die große alte Dame des Country, sahnte bislang zwölf Grammys ab und sang einst nicht nur herzzerreißend schöne Liebeslieder mit Gram Parsons, sondern nahm – unter anderem mit Linda Ronstadt und Dolly Parton – auch schon drei explizite Duett-Alben auf. Gemeinsam musizieren Knopfler und Harris auf „All The Roadrunning“ mit dem gewohnt exzellenten Supporting Cast unauffällig, entspannt und deshalb glaubwürdig. Dabei streifen sie alle zu erwartenden Genres: Balladeskes aus Country und Bluegrass (darunter das Album-Highlight „Rollin‘ On“) findet sich hier ebenso wie Zuckersüßes aus Harris‘ Feder (sie schrieb zwei der zwölf Songs), während „This Is Up“ oder „Right Now“ ein wenig an die Dire Straits zu „Brothers In Arms“- und „On Every Street“-Zeiten erinnern. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Stimmen der beiden, und Knopflers tieftöniges britisches Gegrummel passt dabei ganz ausgezeichnet zu Harris‘ stimmlich kristallklaren Südstaaten-Charme. Könnte man die kommenden Arena-Konzerte mit gepfefferten Ticketpreisen und die bundesweite Plakatkampagne ausblenden, könnte man wirklich glauben, dass es hier zwei alten Freunden um nicht mehr ging, als gefällige, ihrem Alter angemessene Musik zu machen. Eine Platte, die mindestens genauso schön wie uncool ist.
„All The Roadrunning“ von Mark Knopfler & Emmylou Harris erscheint auf Mercury/Universal.
