Als wir 1998 Travis zum Interview vor dem Mikro hatten, wurde soeben deren Platte „Good Feeling“ veröffentlicht und als Überschrift zum damaligen Artikel entschieden wir uns für „Die Wohlfühlband“. Dass Travis sich wirklich einmal zu einer Band entwickeln würde, die dann in erster Linie Songs fürs allgemeine Wohlbefinden und Material für die schönsten Tagträume liefern würde, war damals noch nicht abzusehen – schließlich ließen sie es derweil noch laut krachen. Doch dass diese Zeiten lange vorbei sind, sollte sich herumgesprochen haben, Travis sind zur Wohlfühlband geworden. Wer die Jungs um Sänger Fran Healy live auf der Bühne erleben durfte, bei dem wurde dieser Eindruck noch mehr verstärkt, denn sie sind wie ihre Musik: Einfach herzlich und durch und durch nett.
Manchmal vielleicht etwas zu nett, denn wenn man etwas der neuen Platte „The Boy With No Name“ vorwerfen kann, dann dies, dass es zwar wie gewohnt Travis’sche Kost zu hören gibt, die aber wahrscheinlich nicht mehr besonders viele neue Fans hinzugewinnen wird. Diejenigen, die Travis seit Jahren lieben, werden auch dieses neue Werk lieben. Healy singt und schmachtet sich vorzüglich durch die wie immer unwiderstehlichen Melodien, die Gitarren werden manchmal geschrammelt, manchmal in den Byrds-Modus versetzt und mit schönsten Jingle-Jangle-Sounds wird man durch die Songs geleitet. Aber wirklich neu ist dabei nichts, das hat man alles schonmal bei Travis gehört. Aber ist das wirklich so schlimm? Eigentlich nicht.
„The Boy With No Name“ von Travis erscheint auf Independiente/Sony BMG Music.