Nylon ist ja bekanntermaßen das deutschsprachige Chanson-Pop-Projekt der Jazzer Sebastian Demmin, Arnold Kasar und Paul Kleber mit Sängerin Lisa Bassenge. Auf dem nunmehr dritten Album entschloss man sich nun, den Elektronik-Hip-Hop-Anteil auf ein Mindestmaß zurückzufahren, und dafür dem Song mehr Raum zu geben – bis hin zur großen Geste. Das Ergebnis sind, wie der Name schon sagt, Liebeslieder, teilweise mit Chanson-Charakter, teilweise mit Jazz-Präsenz, die aber immer auch konsumierbar, zugänglich und poppig gehalten sind, ohne deswegen etwa in die Nähe des Schlagers zu rutschen, wie das bei dieser Art von Musik gerne schon mal passiert. Das liegt daran, dass die Sachen allesamt modern klingen, ohne trendy zu wirken und die Jazz-Komponente in spielerischer Weise integriert wurde, ohne kopflastig zu werden. Soli z.B. gibt es nur punktuell und auch nur dann, wenn der Song unmittelbar danach verlangt. Und: Nylon sind nicht lustig – was in diesem Ambiente fast schon außergewöhnlich ist.
Neben einigen eigenen Songs plündern Nylon den Fundus von Sängerinnen wie Hildegard Knef, Marlene Dietrich oder Carole King (deren „Too Late“ Lisa Bassenge recht frei eindeutschte). Mit dieser sehr exquisiten Mischung zwischen Tradition, Kitsch und Moderne könnte Nylon vielen gefallen. Niemand wird ausgeschlossen, niemand verprellt und niemand gar zum Fanatismus gezwungen. Insofern ist „10 Lieder“ eine sehr ausgeglichene Scheibe geworden.
„10 Lieder über die Liebe“ von Nylon erscheint auf Boutique/Universal.