Platte der Woche KW 37/2007
Melodien, die so selbstverständlich klingen, dass man sich fragt, warum sie noch niemand zuvor gespielt hat. Einprägsam ohne ohrwurmig zu sein, zart und voller Wucht. So bahnt sich das neue Album von Gravenhurst seinen Weg in die Herzen der Hörer. Nicht eine Note, die uninspiriert daher käme, keine Melodie, deren Charme überreizt würde. Ein Album voller Tiefe, Würde, Zaghaftigkeit und Mut.
Nick Talbot hat mit „The Western Lands“ einen würdigen Nachfolger zu seinem Meisterwerk „Fires In Distant Buildings“ geschaffen. Noch leichtfüßiger kommt das neue Album daher, die Songs passieren einfach. Sie kommen, sie sind und sie vergehen. Und der Zuhörer ist darin, darüber oder darunter, je nach Gemütslage.
Talbots zarte Stimme schwebt mit viel Hall über einem Soundteppich, der in seiner Abgründigkeit nichts Gutes verheißt. Man merkt schnell, wie sehr die Band Gravenhurst Nick Talbot ist. Die zentralen Impulse gehen vom Gesang und der Gitarre aus, sie sind raffiniert, verwoben, vertrackt und dann doch wieder ganz klar. Bass und Schlagzeug verhalten sich dagegen relativ unauffällig.
Auch wenn ich der Musik ohne Zögern absolute Zeitlosigkeit bescheinige, hört man Einflüsse heraus. Besonders ein Album aus der Frühphase meiner musikalischen Sozialisation kommt mir immer wieder in den Sinn – „The Comforts of Madness“ von den Pale Saints. Nick selbst zählt Spacemen 3 und Low neben vielen anderen zu seinen Einflüssen. Ein Album, das einem einen Schauder über den Rücken jagt. Ein Album, das nicht aus Langeweile entstanden ist. Ein Album, das nicht gemacht wurde, um irgendetwas zu erreichen. Ein Album, das sein musste.
„The Western Lands“ von Gravenhurst erscheint auf Warp/Rough Trade.