Platte der Woche KW 43/2007
Vergleicht man die frühen EPs von Jens Lekman mit seinem ersten Album „When I Said I Wanted To Be Your Dog“, dann wird man das Gefühl nicht los, dass der Schwede eigentlich viel mehr zu bieten hat, als auf dem eher zurückhaltenden Debüt zu hören war. Schon nach wenigen Takten der neuen Platte ist klar: Das Erstlingswerk war eigentlich nur ein kurzes Luftholen vor dem großen Paukenschlag.
„That’s why I’ll never kiss anyone who doesn’t burn me like the sun“ schmettert uns Jens Lekman auf dem Opener „And I Remember Every Kiss“ entgegen. Genau diese Leidenschaft ist es, die man vorher vielleicht vermisst haben mag, und sie kommt auf „Night Falls Over Kortedala“ nicht zu kurz. Mit orchestralen Streichern, Bläsern und einer Armada an Samples im Rücken trägt Jens Lekman dick auf. Jedes Stück scheint das vorangegangene mit großen Popgesten übertreffen zu wollen, jedes Lied ist auf seine Weise hymnisch und pompös, ohne dass es jedoch unangenehm wird. Der Reichtum an Ideen, der hier verarbeitet wird, ist unglaublich, ebenso wie die Vorstellung, dass dieser wirklich einem einzigen Kopf entsprungen ist. Sogar die Sandmännchenmelodie wird verarbeitet, wenn Jens Lekman von einer seltsamen Zeit in seinem Leben berichtet, als er beschlossen hatte, kein Wort mehr zu reden. Viele Worte braucht er auch hier nicht, um die Herzen der Zuhörer zu brechen. Manchmal genügt ein „I’m so sorry I couldn’t love you enough“. „If I could cry it would feel like this“ ist sogar die einzige Textzeile des gleichnamigen Liedes, das zu den unzähligen Höhepunkten des Albums zählt. Nie waren Schmerzen bitter-süßer. Jens Lekman ist hiermit der ganz große Wurf gelungen, auf den wir schon immer von ihm gewartet haben. „Night Falls Over Kortedala“ ist eines der großartigsten Popalben des Jahres.
„Night Falls Over Kortedala“ von Jens Lekman erscheint auf Secretly Canadian/Cargo.