Nun ist die Gute mehr oder minder beim Blues angekommen. Das ist zwar ein wenig polemisch zu verstehen, aber nachdem Lucinda Williams bereits auf der letzten Tour ganze Zugaben-Blöcke mit alten Blues-Covern belegte, gibt es nun auf der neuen Scheibe mehr als den einen oder anderen Track mit der berühmten blauen Note. Kurz gesagt: Das schadet nicht weiter, denn mittlerweile ist Lucinda auf einer Ebene angekommen, wo musikalisch prinzipiell alles möglich erscheint. Zwar gibt es auf dem neuen Werk keine HipHop-Versuche wie noch auf der letzten CD, aber mit Country-Rock – der Stilrichtung, mit der Lucinda vor über 20 Jahren startete, hat das alles auch nur noch am Rande zu tun. „Little Honey“ ist dabei besonders abwechslungsreich geworden. Das reicht dann von der Rocknummer „Honey Bee“ (die auch schon live gegeben wurde und die man so oder ähnlich auch von Patti Smith akzeptiert hätte) bis zu psychedelischen Balladen mit Tom Waits Totenkapellen-Bläsern. Amüsante Randnote: Die Texte strotzen auf subersive Weise vor Profanitäten. Und es gibt ein Duett mit Meister Elvis Costello. Ausfälle sind weit und breit keine zu verzeichnen – allerdings stechen auch keine Tracks besonders hervor. „Little Honey“ ist schlicht ein durch und durch gutes Album geworden. Und eben ein bluesiges…
„Little Honey“ von Lucinda Williams erscheint auf Lost Highway/Universal.