Steven Wilson hat durch seine Initialisieruung, Führung oder entscheidende Beeinflussung von Acts wie Porcupine Tree, Blackfield oder die verzaubernden No-Man alles an Berühmtheit und Verehrung auf seine Person vereinigen können, was im wenig trendigen Bereich des alternativ behauchten, progressiven Rocks möglich scheint. Und scheint dabei immer er selbst geblieben zu sein, wenn man da vom erzsympathischen, zickenfreien Gehabe bei Liveauftritten ausgehen kann.
Nun also ein richtiges Soloalbum vom Großmeister, auf dem er für Gesang, guit, bss und key verantwortlich zeichnet, sich aber auch eine bemerkenswerte Gästeliste eingeladen hat: Beispielsweise Theo Travis (Jade Warrior, Gong, The Tangent, Soft Machine Legacy%3B flt, clarinet), Jordan Rudess (Dream Theater%3B key) oder Tony Levin (u.a. King Crimson%3B bss, stick) gehören sicher zu den „most wanted men“ dieser Szene.
Nach einem typisch hochmelodischen P. Tree-Leckerli wie „Harmony Korine“, serviert „Abandoner“ Triphop oder Tripprog à la den späten Ulver oder den The Gathering der „Black Light District“-Phase – lecker! Das erdigere „Salvaging“ stützt seine acht Minuten Laufzeit auf eine ostinate Rhythmusgitarrenfigur ab. Überhaupt Longtracks: Mit „No Twilight Within The Courts Of The Sun“ hat die Platte auch ein sich deutlich in Richtung King Crimson verneigendes, unversöhnlich komplexes Fusion-Element erhalten. Feuerzeuge ‚raus beim verliebten „Significant Other“. Mit dem enorm melancholischen „Get All You Deserve“ und dann dem instrumentalen Titelstück geht die offizielle Plattenversion zuende.
Noch empfehlenswerter aber ist eine zeitweise erhältliche (britische?) Fasssung, bei dem sich mit „Port Rubicon“, „Puncture Wound“, dem prächtigen „Collecting Space“, einer alternativen Version von „Insurgentes“ sowie „Untitled“ wirklich wertvolles Bonus-Material findet. Egal, in welcher Version: Hier herrscht hohes Habenmüsssen.
„Insurgentes“ von Steven Wilson erscheint auf Kscope/SPV.