Seitdem Neal Casal nahezu hauptamtlich als Gitarrist für Ryan Adams tätig ist, kommt er kaum noch dazu, eigene Projekte zu verfolgen (was ja angesichts von Adams‘ Output kein Wunder ist). Umso erfreulicher, dass das erste Album seit dem 2006er „No Wish To Reminisce“ so schön gelungen ist. Auf diesem neuen Werk kehrt Adams quasi wieder zu seinen akustisch orientierten Wurzeln zurück. Auch nicht verwunderlich, denn die „Rock-Hörner“ hat er sich mit vorangegangen Alben, den Auftragsarbeiten und seinem zweiten Band-Projekt Hazy Malaze mehr als abgestoßen. So konzentriert er sich wieder auf sein Trademark: Warmherzige, detailfreudig arrangierte Folk-Pop-Songs mit schönen Melodiebögen. Auch vergangen scheinen momentan seine Ambitionen zu Größerem: Auch auf diesem Werk wird man kein zweites „Ocean View“ finden, sondern eher „normale“ Songs – von denen er vor Jahren noch eher abfällig meinte, dass er ja schließlich wisse, wie man solche schreibe und dass sie ihn deswegen nicht so sehr interessieren. Mag alles sein – nur interessieren sie ja unter anderem auch seine Fans. Umso schöner, dass er sich nun wieder darauf besonnen hat und sich vielleicht sogar daran erinnerte, dass er ja überhaupt nicht unbedingt etwas beweisen muss. Gerade die Beiläufigkeit und die ungezwungene Atmosphäre zeichnet also dieses neue Material aus. Begleiten ließ er sich unter anderem von Pedal-Steel Virzuose Greg Leisz und Jenny Lewis.
„Roots & Wings“ von Neal Casal erscheint auf Fargo/Rough Trade.