Glen Johnson ist in erster Linie Künstler. Das beweist er auch mit dem zehnten Album des von ihm dirigierten britischen Musikerkollektivs Piano Magic. Wie leicht es ihm fallen würde, all die unzähligen untalentierten Bands zu überrunden, die sich dieser Tage am Erbe von Pionieren wie Joy Division, The Chameleons und The Cure vergreifen und damit auf der großen Erfolgswelle surfen, beweist der spielerische Umgang mit klassischen Coldwave-Klängen, der „Ovations“ selbst dann hörenswert macht, wenn man sich mit dem Album nur oberflächlich beschäftigt. Da kommerzieller Erfolg für Johnson aber nicht an erster Stelle steht, mischt er seine – auf diesem Album melodiöser als je zuvor daherkommenden – Retro-Popsongs zwischen Schwermut und außerweltlicher Erhabenheit gerne mit exotischen Instrumenten und Klängen aus verschiedensten Kulturkreisen auf, um ihnen das Offensichtliche zu nehmen und sie für Hörer, die nur dem „flavour of the month“ nachjagen, ein Stück weit uninteressant zu machen.
Die Lust am Experimentieren abseits des Mainstreams dürfte es wohl auch gewesen sein, die Brendan Perry und Peter Ulrich von Dead Can Dance davon überzeugte, eine Auszeit vom Vorruhestand zu nehmen und Piano Magic bei einigen Stücken als Sänger bzw. Percussionist zu unterstützen. Die Gastauftritte sind allerdings nur das Sahnehäubchen auf einem auch sonst an Höhepunkten unglaublich reichen Album.
„Ovations“ von Piano Magic erscheint auf Make Mine/Cargo.