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Bad im Wohlklang
„Start Again“ hieß programmatisch das Lied, mit dem Teenage Fanclub ihr Konzert in Utrecht begannen, doch obwohl seit der letzten Europa-Tournee der schottischen Ausnahmekünstler fünf Jahre vergangen sind, war ein echter Neuanfang natürlich nicht nötig. Viel neues, junges Publikum ziehen Norman Blake, Gerry Love, Raymond McGinley, Francis Macdonald und Dave McGowan inzwischen nicht mehr an, und diejenigen, die dafür sorgten, dass im Tivoli dennoch drangvolle Enge herrschte, wussten, weswegen sie gekommen waren: Sie wollten rund anderthalb Stunden in zeitlosem Pop-Wohlklang baden und einer Band lauschen, die mit drei Singer/Songwritern und unzähligen fantastischen Songs gesegnet ist und deshalb keine große Show benötigt, um das Publikum restlos glücklich zu machen.
Nur Gitarrist Norman Blake ließ es sich nicht nehmen, mit einer ganzen Reihe ulkiger Ansagen à la „Hallo, wir sind Teenage Fanclub aus Glasgow, aber ich komm aus Bellshill“ den Kontakt zum Publikum auch verbal zu suchen, wenngleich er sich dabei mehr als einmal um Kopf und Kragen redete und sich bei der Zugabe – natürlich ebenfalls wortreich und herrlich ungelenk – dafür entschuldigte, dass er so viel gequasselt hatte. Da mussten dann auch seine vier Mitstreiter grinsen, die ansonsten scheinbar ungerührt allein ihre Musik hatten sprechen lassen. Die ist auch mehr als zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung des Teenage Fanclub-Erstlings „A Catholic Education“ noch so wunderbar, dass niemand im Publikum böse war, dass das Programm praktisch mit dem Set der 2005er-Tournee identisch war, lediglich die Songs des damals neuen Albums „Man-Made“ wurden gegen ein halbes Dutzend Stücke des feinen aktuellen Werkes „Shadows“ ausgetauscht. Wer hört schließlich nicht gerne nach all den Jahren immer noch zündende Klassiker wie „Star Sign“ oder „Don’t Look Back“, herzergreifende Liebeslieder wie „I Don’t Want Control Of You“ oder „Your Love Is The Place That I Come From“ (bei dem Norman der Glockenspiel-Einsatz übrigens wesentlich flüssiger von der Hand zu gehen schien als noch vor fünf Jahren) oder das ebenso unveränderte wie ungeschlagene Schlussfeuerwerk „Sparky’s Dream“ und „The Concept“ als Abschluss des Mainsets?
Allerdings bewies der einzige Tourneestopp in Holland erfreulicherweise auch, dass die Highlights des Teenage Fanclub-Repertoires längst nicht alle aus dem ersten Jahrzehnt des Bestehens der Band stammen. „I Need Direction“, der Song mit dem großartigen Gitarrensolo von Raymond McGinley aus dem „Howdy“-Album, löste nicht nur bei dem Herrn vorne links, der sich das Lied gleich mehrfach lautstark gewünscht hatte, geradezu orgiastische Freude aus, das wundervolle „Did I Say“, das eine Ballade sein könnte, wenn da nicht der vorsichtig antreibende Beat von Drummer Francis Macdonald wäre, verdient inzwischen sogar einen Platz in der Zugabe, und der perfekte Harmoniegesang am Ende des von Bassist Gerry Love geschriebenen „Shadows“-Openers „Sometimes You Don’t Have To Believe In Anything“ war eindeutig nicht von dieser Welt. Ähnliches galt für den makellosen 60s-Popsong „Baby Lee“, einen Ohrwurm sondergleichen, der allen Zuschauern binnen Sekunden ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberte. Herzerweichend auch der heimelig-countryeske Einschlag von „Sweet Days Waiting“, für das sich Multiinstrumentalist Dave McGowan an die Pedal Steel setzte.
Am Ende des Auftritts – das hat bereits Tradition – stand dennoch ein Rückgriff auf Altbewährtes: „Everything Flows“, die allererste Single der damals noch fest im Indierock verankerten Band, bildete das laute Finale, bevor Norman nach dem Konzert noch einmal das bereits im Sommer gegebene Versprechen erneuerte, dass es bis zum nächsten Album, bis zur nächsten Tour nicht wieder fünf Jahre dauern werde. Nach dem tollen Konzert in Utrecht freuen wir uns gleich doppelt darüber!
