Platte der Woche KW 12/2011
Viele Musikanten benutzen die Musik als Therapie – meist für sich selbst, und im Folgenden dann auch irgendwie für die Rezipienten. William Fitzsimmons geht da noch einen Schritt weiter – indem er nämlich tatsächlich ein ausgebildeter Psychotherapeut ist. Insofern weiß der Mann, wovon er singt bzw. ist er in der Lage, seinen meist äußerst melancholischen Trennungschmerz-Balladen den gewissen Nachdruck zu verleihen. Auf dem neuen Werk hat er sich vorgenommen, die Heilung in das Zentrum seiner Betrachtungen zu stellen und seinen Songs etwas Tröstliches beizuordnen. Ehrlich gesagt, macht sich das stimmungsmäßig kaum bemerkbar: Immer noch sind seine Songs vornehmlich melancholisch. Und selbst in dieser Melancholie hat ja immer auch schon ein gewisser Hoffnungsschimmer gelegen – denn sonst wären sie ja depressiv gewesen, was nie der Fall war.
Fitzsimmons ist eigentlich lediglich ein besonders friedfertiger Romancier, was sich auch auf der neuen Scheibe präsentiert. Allerdings hat er musikalisch aufgedreht. So verwendet er zuweilen gar E-Gitarren, beschäftigt ein Orchester, greift wieder auf die Elektronik der Anfangstage zurück und bemüht auch wieder weibliche Harmoniestimmen. Das wäre fast nicht notwendig gewesen, denn dem Mann hörte man auch zu, wenn er auf dem Gartenschlauch das Telefonbuch vertonte, aber es zeigt natürlich auch Fitzsimmons‘ Ehrgeiz als Songwriter, nicht selbstverliebt in der eigenen Nische zu verharren. Kurz: „Gold In The Shadow“ ist eine prächtige Singer-Songwriter-Scheibe, die im besten Fall alles bietet, was man von ihr auch erwartet hätte – und mehr.
„Gold In The Shadow“ von William Fitzsimmons erscheint auf Grönland/Rough Trade.