Aus einer Ecke, in der man so nicht danach gesucht hätte, kommt auf ein Mal die nahezu perfekte deutschsprachige Folkpop-Scheibe links der Mitte. Lüül – bzw. Lutz Graf-Ulbrich – gehört zum musikalischen Urgestein und geisterte bereits im Kraut-Rock bei Ash Ra Tempel und als Gitarrist für Nico durch die Lande, als andere noch ihre Hosen in Dienstleistung putzen ließen. Und seit Jahren ist er der verlässliche Mit-Anker der 17 Hippies. Neben einigen vertonten Gedichten sind es vor allen Dingen die autobiographisch gefärbten Eigenkompositionen, die Lüül auf diesem Solo-Werk – und natürlich unterstützt von den 17 Hippies (und meist akustisch) – so empathisch vorträgt, die den eigentlichen Reiz des Albums ausmachen. Das Schöne dabei: Lüül ist kein Sänger und kein Perfektionist, aber ein begnadeter, vielseitiger Allroundmusikant, der hier einfach mal so locker vom Leder zieht – und überzeugt. Wo sich viele andere sich und den Hörer intellektuell quälen oder einfach nur lustig sein wollen, redet Lüül einfach frei Schnauze drauflos – und trifft oft genug den Punkt mitten in den Magen. Schön gemacht, dass!
„Tourkoller“ von Lüül erscheint auf MIG/Intergroove.