Zwar ist Liam Blake zur falschen Zeit auf dem falschen Kontinent geboren worden – sonst macht er aber wahrlich nichts falsch. Der Engländer Blake ist ein Freund klassischen US-Westcoast-Songwritings und ein hoffnungsloser Romantiker. Das passt natürlich sehr gut zusammen und so gelingt dem Mann mit dieser Scheibe (insbesondere für einen Engländer) etwas sehr Bemerkenswertes: In Zeiten von Eurokalypse und Bankenkrise schuf er ein federleichtes Singer-/Songwriter-Album (ein Track heißt tatsächlich auch „Feather“), das nicht ausschließlich melancholisch/nachdenklich geraten ist, sondern – ganz im Gegenteil – sonnendurchflutet/hoffnungsvoll. Mit heiterer Gelassenheit erzählt er von sich und den Leuten um ihn herum, nutzt jeden Trick im Buch eines traditionell ausgerichteten Songwriters (die Charaktere in seinen Stücken haben z.B. Namen) und baut ganz auf die Tugenden der Altvorderen. Das Erstaunliche ist dabei weniger, dass das gut funktioniert und dass Blake einen grandiosen Song an den nächsten reiht, sondern dass das Ganze trotz der Hommage an die Westcoast-Seligkeit keineswegs verklärt oder Retro rüberkommt. Blake lebt das, was er tut, ganz einfach und kann demzufolge auch gar nicht anders. Und diese selbstverständliche Natürlichkeit ist dem ganzen Album dann auch anzuhören. Wer nach dem perfekt ausbalancierten Songwriter-Typus sucht, wird bei Liam Blake fündig werden.
„You And Other Stories“ von Liam Blake erscheint auf Helium/Universal/Cooperative Music.