Die dürfen das. Piloten ist ja nichts verboten. Doch sonst gäbe es früher oder später Klagepost vom Patentanwalt. Weil Sänger Raj Siva-Rajah teilweise so verdammt nach Muses Matt Bellamy klingt. Dem Hörer soll es recht sein, denn er bekommt außerdem eine bestens aufeinander eingespielte Band, 48 durchgängig hitverdächtige Minuten, mehr stilistische Abwechslung als beim Original und vor allem ein Schock voll großartige Melodien. Das eröffnende „3 Minutes To Midnight“ benötigt allerdings knapp sechs Minuten, um in fast Beatles-hafter Schlichtheit die im Text erwähnte Bombe fallen zu lassen. Gefühlt dauert der Song aber nur 2:30 – und schon zuckt die Hand wieder zur Wiederholen-Taste. Der Titelsong ist sogar noch stärker und fasziniert mit einer ungewöhnlichen Verteilung von Text auf Noten. Generell phrasiert Raj phantastisch, (nur) hierin an klassische oder Jazz-Sänger erinnernd. Auch sein Übergang von normaler zur Kopfstimme etwa bei „The Captain“ ist einfach eine Wonne. Genau wie Tom McGirrs hier zu erlebendes filigranes Schlagzeugspiel.
„King“ ist eines dieser Alben, die von mal zu mal besser werden. Und zum Ende hin noch mal zulegen. Höhepunkte sind die unabschüttelbar anhaftenden Ohrmaden „Sex And TV“ sowie „Rain“. Übrigens enthält das Booklet des Digipaks alle (lesenswerten!) Texte des Konzeptwerkes. Die Sonnenpiloten wurden bereits für ihren Erstling „Living Receiver“ mehrfach ausgezeichnet – u.a. MusicOz Award, Indie Album of the year, Best International Artist, iTunes Single of the Week. Man kann’s verstehen und dieser charmanten Platte nur noch mehr Erfolg wünschen.
Apropos wünschen: Da das australische Quartett dem Vernehmen nach noch einen Koffer in Berlin hat, ist es wohl nicht zu vermessen, auf eine Clubtour zu hoffen…
„King Of The Sugarcoated Tongues“ von The Sunpilots erscheint auf G-Records/Rough Trade.