Es mag nur eine Wortspielerei im Titel sein, aber das vierte Album von Will Stratton hat durchaus etwas von Post- bzw. sogar Prog-Rock. Zwar ist Stratton zunächst ein Mal ein Songwriter, der sein virtuoses Fingerpicking-Gitarrenspiel dazu nutzt, Geschichten zu erzählen, aber die Art, in der er hier seine Songs aufbaut – episch im Format, fragil in der Darbietung und erstaunlich dynamisch im Abschluss -, hat schon etwas avantgardistisches. Dabei setzt Stratton weniger auf Melodien als vielmehr das Einfangen von Stimmungen. Dabei nutzt er neben seiner akustischen Gitarre auch kammermusikalische Streicher, die Harmonie-Sängerinnen Amelia Math und Maia Friedman sowie – nicht zuletzt – die Dynamik als Stilmittel: Zuweilen brechen da Soundwände über den Hörer rein, die King Crimson auch nicht besser hinbekommen hätte. Dabei ist Stratton ein Amerikaner und orientiert sich musikalisch doch eher an die Traditionen seiner Heimat. Es gibt hier also – auch zwischen den Zeilen – eine Menge zu entdecken. Allerdings ist Geduld vorausgesetzt, denn Stratton hat es nicht eilig seine Ideen an den Zuhörer zu bringen.
„Post Empire“ von Will Stratton erscheint auf Talitres/Rough Trade.