Also mit der Stille ist das so eine Sache – auch wenn Laetitia Sadier den Hörer auf dem letzten Track (der in einer Kirche aufgenommen wurde) einlädt, diese zu erforschen. Was genau mit der Stille im Titel gemeint ist, lässt sich nur schwer erschließen, denn Laetitia Sadier agiert auch auf diesem zweiten Album ein wenig geheimnisvoll. Allerdings nicht unbedingt musikalisch, denn hier gibt es immer noch jenen Mix aus monotoner Krautrock-Unerbittlichkeit und von Elektronik durchsetztem New Wave-Charme, den man auch von Stereolab her kennt, in dem die Künstlerin suchend umherwandert, um ihre eigentümliche Mischung aus naiv anmutenden Kindermelodien und am Rande der Atonalität umherlavierenden Harmonie-Experimenten zu platzieren. (Was – aufgrund des stringenten Umfeldes – nicht ganz einfach ist, aber erstaunlich oft gelingt.) Die Thematik, die sich Laetitia inhaltlich vorgenommen hat, kann dann gar nicht groß genug sein. Da gibt es Nummern mit Titeln wie „Auscultation Of The Nations“, „Fragments pour le future de l’homme“ oder „There Is A Price To Pay For Freedom (And It Isn’t Security)“, in denen sich Laetitia – auf erstaunlich simple Art – Gedanken über die Zustände unserer Welt macht – von der Finanzkrise bis zum Terrorismus. Ob das ernst gemeint ist, muss wohl jeder für sich selbst herausfinden – es klingt jedenfalls in dieser Verpackung ziemlich unschuldig.
„Silencio“ von Laetitia Sadier erscheint auf Drag City/Rough Trade.