Legendär geworden sind viele der „Rockpalast“-Nächte, die in den späten 70ern und frühen 80ern in der Essener Grugahalle stattfanden – die Serie der DVD-Veröffentlichungen der besten Shows legt Zeugnis davon ab. Kaum ein Auftritt ist allerdings so sagenumwoben wie das (allererste Deutschland-)Konzert von Mitch Ryder und seiner Band im Jahre 1979.
Schon das hier ebenfalls enthaltene zwölfminütige (Nicht-)Interview des sturzbetrunkenen Amerikaners mit Moderator Alan Bangs ist das Geld für diese DVD wert, zu echter Höchstform läuft Ryder dann aber auf der Bühne auf. Angetrieben von Jack Daniel’s und der bisweilen feindseligen Reaktion des Publikums stürzt sich der Mann aus Detroit kopfüber in eine oft atemberaubende Show, mit der er trotz oder gerade wegen seiner Trunkenheit brillant das ungefilterte Rock’n’Roll-Feeling verkörpert, für das seine Heimatstadt seit jeher bekannt ist. Glanzlichter an dem mit herrlich rauen Coverversionen gespickten Set gibt es viele, den absoluten Höhepunkt erreicht das Programm aber mit einer bis heute unübertroffenen Version des Velvets-Klassikers „Rock’n’Roll“. Kein Wunder, dass Alan Bangs später immer wieder sagte, dieses so ungemein intensive Konzert sei eines der besten gewesen, das er je gesehen habe!
Der Mitschnitt von der Burg Satzvey 25 Jahre später ist derweil in diesem Kontext nicht mehr als ein Bonus. Schlecht ist Ryder auch hier keinesfalls, im direkten Vergleich mit dem 1979er-Auftritt kann das Nostalgie-Konzert in kleinem Rahmen allerdings nur verlieren. Das 2004er-Interview nimmt derweil Bezug auf das Grugahallen-Konzert und ist durchaus aufschlussreich, wenngleich sich Ryder nicht ganz so bereitwillig an der Legendenbildung beteiligt, wie sich der Interviewer wohl erhofft hatte.
„Live At Rockpalast 1979 + 2004“ von Mitch Ryder erscheint auf MIG/Intergroove.
