Das Intro „Baddest Blues“ zur neuen Hart-aber-herzlich-Scheibe ist laut Promo-Sheet von Billy Holiday inspiriert. Im Gegensatz zur Großmeisterin der lakonisch wirkenden Leidenschaft, die das schlicht nicht mehr nötig hatte, zieht Frau Hart aber zumindest vorläufig noch sämtliche zu Gebote stehenden Register der Dramatik: Getupftes Flügel-Intro, Leise-Laut-Dynamik als Wachmacher, voller Streichereinsatz, heftig gedoppelte Vocals – und verrät so auch die helfende Hand von Produzent Kevin Shirley (u.a. Black Country Communicon, Joe Bonamassa). Der zweite (und Titel-)Song präsentiert eine andere Beth: Über eine witzige, hüpfende Klavierbegleitung gurrt und singt sie mit der kehligen Stimme, die ihr noch besser zu stehen scheint, als der dramatische Heldinnengesang der Einstiegsnummer. Soulig wird es mit dem „Better Man“, Bigband-Sound prägt „Swinging My Thing Back Around“, gospelig geriet das Bläser-getriebene „Spirit Of God“ – und beim lastenden Slow-Blues „Caught Out In The Rain“ gelingt es der Vierzigjährigen sogar für Sekunden, an Marla Glen zu erinnern, die „It’s A Man’s World“ singt. Noch am ehesten an das 2011 gemeinsam mit Joe Bonamassa entstandene „Don’t Explain“-Album gemaht „There In Your Heart“, bei dem der Bluesrockgitarrist ein typisches Solo beisteuert.
Große stilistische Vielfalt also. „Bang…“ knallt in Summe auch ziemlich gut. Was ein „sehr gut“ verhindert? Dieses merkwürdige Gefühl, das alles schon mal noch besser gehört zu haben. Na ja – und die Dessouswerbung vom Album-Artwork… zumindest für den Rezensenten sieht das mehr nach Triumph Miederwaren als nach Bluesrock aus. Aber auch das ist wohl einfach Geschmackssache. In jedem Falle könnte man/frau versucht sein, der Wäsche bzw. natürlich der Dame näher auf den Grund zu gehen: Von Ende November bis Anfang Dezember ist sie bei uns auf Tournee.
„Bang Bang Boom Boom“ von Beth Hart erscheint auf Provogue/Rough Trade/Mascot.