Zugegebenermaßen gibt es Musik, wie sie Ellis Ludwig-Leone komponiert, heutzutage nicht allzu oft. Mit einem gewissen Sinn für Operettenhaftes schuf der Meister ein reichhaltiges Pastiche mit Elementen aus Prog-, Klassik- und Folkrock, mit einem gewissen Glam-Faktor und einem Sinn fürs Vaudeville-mäßige Drama, wie man sie ansonsten bestenfalls im Musical – oder eben der Operette – findet. Hinzu kommen noch ein Blasorchester und eine große Schar begeistert manischer Gleichgesinnter, die das Ganze mit einer geradezu beängstigende, hysterischen Intensität darbieten. Alleine die Kernband besteht aus acht Musikanten – hinzu kommen noch diverse Gastbeiträge. Das klingt dann so, als seien Ed Sharpe & The Magnetic Zeros unter der Regie von Andrew Lloyd Webber mit Queen kollidiert und von einem souligen Spielmannszug überrollt worden
Natürlich nutzte Ellis seine klassische Ausbildung, um das Ganze in Form eines Theaterstückes mit Charakteren zu versehen, denen er musikalische Themen zuordnet und mit Zwischenspielen, Intros und Outros anreichert. Dabei geht er keineswegs zimperlich vor – spielt auch schon mal mit der Atonalität und dem Chaos, lässt jazzige Improvisationen zu und versieht seine Songs mit Fallstricken aller Art, in der sich Unbedarfte leicht verfangen können. Am Ende lässt den Hörer dieses Werk erst mal baff zurück. So viel Mühe, den Konsumenten herauszufordern, machen sich wirklich nicht allzu viele Zeitgenossen. Dass das Ganze am Ende aber dennoch durchaus hörbar erscheint und sogar den einen oder anderen Pop-Moment birgt, grenzt fast schon an ein Wunder – zeugt aber andererseits von der souveränen Kompetenz des Meisters.
„San Fermin“ von San Fermin erscheint auf Downtown/Rough Trade/Pias Cooperative.