Es liegt nicht unbedingt auf der Hand – ist dann aber doch mal eine Überlegung wert, wie das vorliegende Werk nun demonstriert. Denn es handelt sich um ein Live-Album des Ambient-Piano-Avantgardisten Nils Frahm. Da das Herz des Mannes eh an den Möglichkeiten hängt, die sich bei Live-Auftritten durch Improvisationen ergeben, kommt das Ganze nun auch nicht etwa als bloße Variation seiner Studio-Arbeiten daher. Ganz im Gegenteil: Indem er hier sehr viel mehr Treatments, Effekte und elektronische Elemente einsetzt als bei den Studioaufnahmen, erhalten die – zugegebenermaßen ziemlich ausufernden Tracks – auch eine ganz andere Energie als die bloßen Konserven. Gerade weil auch die Elektronik eine Rolle spielt und selbst die Piano-Parts zuweilen in der Art von Sequencer-Passagen gespielt werden, kommt das eher dem nahe, was Elektronik-Pioniere wie Tangerine Dream weiland auf den Bühnen lostraten, als etwa dem, was man sich von einem instrumental agierenden Solo-Künstler etwa erwartet hätte. Auch wenn es sich nicht um eine reinrassige Live-Scheibe handelt (die jeweiligen Tracks wurden von Frahm im Studio mehr oder minder stark nachbearbeitet) ist das Ergebnis so weit mehr als ein weiteres „kann man machen“.
„Spaces“ von Nils Frahm erscheint auf Erased Tapes/Indigo.