Bei ihrer ehemaligen Mutterband, The Low Anthem, wirkte Jocie Adams immer ein wenig verloren. Irgendwie hatte man als Zuhörer damals schon das Gefühl, dass ein wenig Flötenspiel und Harmoniegesang die Dame nicht so recht ausgefüllt hatte. Dieser Eindruck wird nun mit dem Debüt des von Jocie geleiteten Projektes Arc Iris eindrucksvoll bestätigt, denn dieses darf ohne weiteres zu den ambitioniertesten seiner Art gezählt werden. Durchaus noch mit konventionellen Versatzstücken hantierend, die aber immer wieder strukturell, harmonisch und melodisch gebrochen werden, agieren Jocie Adams und ihre Mitstreiter auf einem Gebiet, das in dieser Komplexität ansonsten höchstens noch Sean O’Hagan mit seinen High Llamas anstrebt – wenngleich auf einem musikalisch anderen Terrain.
Schon alleine die Besetzung von Arc Iris – mit Cello, Piano und Trompete – lässt aufhorchen. Wenn man dann noch weiß, dass Jocie Adams eine klassisch ausgebildete Komponistin (und eine NASA-Wissenschaftlerin) ist, dann wird das hochkomplexe, immer spannende und aufregende musikalische Gewusel halbwegs erklärlich. Stilistisch sitzt Arc Iris souverän zwischen allen Stühlen und flirtet gleichermaßen mit Americana, Prog-Rock, Folk, Klassik und Jazz. Auch eine Prise New Orleans-Swing darf nicht fehlen. Mit Arc Iris präsentiert uns Jocie Adams eines der überraschendsten und überzeugendsten Artrock-Unterfangen unserer Tage.
„Arc Iris“ von Arc Iris erscheint auf Bella Union/Rough Trade/Pias Cooperative.