Schreien tut die „kanadische Tina Turner“ zwar nicht wirklich, aber soulig geröhrt wird auf diesem ungewöhnlichen Debüt durchaus. Ungewöhnlich ist das Ganze deswegen, weil der Frau aus Toronto hier leichtfüßig gelingt, woran schon so einige Kollegen gescheitert sind: Eine schlüssige Mixtur aus Rock und Soul zu etablieren. Zugegebenermaßen funktioniert der Mix immer dann am besten, wenn sich Saidah der Rockmusik als Basis bedient (einfach weil die souligen Nummern (insbesondere die Balladen) oder die Funk-Parts dann doch zu formulaisch geraten sind), aber gerade im Mix, der zudem mit einer Prise Blues und Gospel angereichert wird, liegt der eigentliche Reiz des Unterfangens. Die vollfette Produktion, die mit messerscharfen Bläsersätzen, druckvollen Gitarrenriffs (der Prince-Gitarristin Donna Grantis), einer polternden Rhythmusgruppe und (dann doch ein wenig zu üppigen) Streichern aufwartet, trägt dazu bei, dieses Album zu einem Hörgenuss werden zu lassen. Und dann noch etwas: Während sonstige Versuche in dieser Richtung sich allzuoft in formulaischen Klischees verlieren, ist Saidah Baba Talibah für alle möglichen Inspirationen offen – auch z.B. der Popmusik – was den Gebrauchswert des hier gebotenen enorm erhöht.
„(S)cream“ von Saidah Baba Talibah erscheint auf India Media Group/Rough Trade.