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Mit ihren frühen Platten präsentierte sich die New Yorker Singer/Songwriterin Marissa Nadler im Dunstkreis der oft gerne etwas hinterwäldlerisch anmutenden Folk-Sängerinnen der 60er-Jahre und setzte passend dazu auf metaphorisch verklausulierte Texte. Mit ihrem unlängst erschienenen neuen Werk namens „July“ nimmt sie alte Folk-Traditionen nur noch als Ausgangspunkt und vermischt mit bisweilen erstaunlich leichter Hand sinnlich-zeitlose Pop-Balladen und verhangene Shoegaze-Sounds und kokettiert hier und da sogar mit einem dezenten Gothic-Anstrich. Auch textlich geht sie neue Wege, wenn sie in der ersten Person und ungeschminkt von der niederschmetternden Erfahrung einer gescheiterten Beziehung erzählt und ihre Stimme dabei in viel Hall eintaucht, was dem behutsam, aber wunderbar effektiv instrumentierten Album eine herrlich unwirkliche Grundstimmung verleiht. Nach ihrem Konzert Ende April im Roten Salon in Berlin beantwortete Marissa unsere zehn Fragen.
1. Was ist deine Definition von „guter Musik“?
Gute Musik hat für mich Ehrlichkeit und Reinheit, Leidenschaft und Intensität.
2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?
Ich denke, mich mehr auf autobiografisches Schreiben zu verlegen hat dabei geholfen, dass die neuen Songs den Hörer und mich stärker emotional berühren.
3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?
Ich glaube, dass es meine stärkste Platte bisher ist.
4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker/-in gekauft?
Oh, die Frage trifft auf mich nicht wirklich zu, weil all das Geld, das ich als Musikerin verdiene, schlichtweg dazu dient, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. In meinem Leben gab es bislang keine großen Frivolitäten.
5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker/-in werden wolltest?
Nein, das war ein schrittweiser Prozess. Ich bin schon mein ganzes Leben eine Künstlerin gewesen und habe eine Ausbildung in Kunst genossen, denn ich habe die Rhode Island School Of Design besucht. Ab meinem 16. Lebensjahr habe ich mich dann mehr und mehr für Musik interessiert und mir autodidaktisch vieles beigebracht. Das war letztlich nichts weiter als eine natürliche Fortsetzung meiner Künstlerexistenz.
6. Hast du immer noch Träume – oder lebst du den Traum bereits?
Jeder hat Träume, deshalb: Ja, ich habe noch Träume. Ich kann nicht behaupten, dass ich derzeit den Traum lebe, aber ich bin dennoch fraglos zufrieden.
7. Was war deine größte Niederlage?
Ich bereue nichts. Letzten Endes ist es ja nur das Leben!
8. Was macht dich derzeit als Musiker/-in am glücklichsten?
Am glücklichsten macht mich, dass meine Musik die Menschen erreicht. Ich bekomme eine Menge positiver Rückmeldungen. Es ist auch wundervoll, dass ich mit der Kunst meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Außerdem halte ich es ganz sicher nicht für selbstverständlich, dass ich die Gelegenheit habe, die ganze Welt zu bereisen.
9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?
Ganz ehrlich, ich möchte keine Künstler heruntermachen – noch nicht einmal verstorbene.
10. Wer – tot oder lebendig – sollte auf deiner Gästeliste stehen?
Gemeint sind also Künstler, die ich bewundere? Kate Bush, Patti Smith, Leonard Cohen, Townes Van Zandt, Catherine Ribeiro And The Alpes, Sammi Smith, Tammy Wynette… Ich könnte endlos so weitermachen!
„July“ von Marissa Nadler erscheint auf Bella Union/Pias Cooperative/Rough Trade.