Tina Dico hat soeben ihren langjährigen musikalischen Partner, den gutgelaunten isländischen Kollegen mit Wiener Akzent, Helgi Johannsson, geheiratet – so dass man hätte annehmen können, dass auf dieser neuen Scheibe nun alles in glückseliger Harmonie ausartet. Kurzum: Das tut es zu Glück nicht, denn Tina konnte nicht über den Schatten ihrer allgegenwärtigen, skandinavischen Melancholie springen, die sie indes – wie gewohnt – in durchaus poppigen, gleichwohl elegischen Kompositionen mit zum Teil hymnischen Momenten verpackt.
Was indes – im Vergleich zu den letzten Alben – anders ist, ist eine große Klarheit und Zurückhaltung. Der Großteil des neuen Materials kommt ganz ohne große Geste aus und viele Songs werden sogar recht asketisch inszeniert – etwa nur mit Gesang, Gitarre und nur gelegentlichen anderweitigen Akzenten. Damit kommt Tina Dico dem nahe, was zuletzt ihre Kollegin Anna Ternheim machte – freilich ohne ihre eigene Identität dadurch zu gefährden. Dennoch: „Whispers“ trägt das Herz auf dem Ärmel – hier gibt es Tina Dico pur. Das ist aber auch mit Sicherheit das, was viele Fans sich wünschen und somit nur folgerichtig.
„Whispers“ von Tina Dico erscheint auf Finest Gramophone/Rough Trade.