Platte der Woche KW 20/2016
Kurz gesagt, entdeckt die bislang für ihre ruhigen Folksongs bekannte Songwriterin Marissa Nadler auf ihrem siebten Album ihre symphonische Ader. Denn nicht nur, dass sich viele mit geradezu hymnischen Melodiebögen präsentieren – was für ihre bisherige Art, um die möglichen Harmonien eher herumzusingen, ungewöhnlich ist -, auch arrangementstechnisch griff Marissa – vermutlich mit Unterstützung von Produzent Randall Dunn – tief in die Trickkiste und versah ihre neuen Songs mit geradezu üppigen Texturen aus Streichern, Keyboards (etwa Spinett oder Mellotron) und zahlreichen Klangeffekten zu einem für ihre Verhältnisse fast opulenten Ganzen.
Das Ganze kommt auch – trotz nach wie vor dominierenden melancholischen Momenten – nicht mehr ganz so desolat wie früher daher%3B wohl auch deswegen, weil Marissa – zwar metaphorisch und poetisch codiert – auch mal von etwas anderem singt als herzzerreißenden Break-Ups. Das ganze geht dann in die Richtung der von Emily Jane White etablierten „Victorian American Gothic“ und bietet weit mehr, als die üblicherweise aus dieser Ecke zu erwartenden Folk-Variationen.
„Strangers“ von Marissa Nadler erscheint auf Bella Union/Rough Trade/Pias Cooperative.